Über Loyalität und Wahrheit – „A Higher Loyalty – Truth, Lies, and Leadership“ von James Comey

Der ehemalige FBI Direktor James Comey hat ein Buch geschrieben. Es wurde gestern veröffentlicht, zeitgleich mit der deutschen Übersetzung „Größer als das Amt – Auf der Suche nach der Wahrheit – Der Ex-FBI-Direktor klagt an“

Immer wieder stand James Comey während des letzten US amerikanischen Wahlkampfs in der Kritik. Beeinflusst er den Wahlkampf durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit oder macht er „nur“ seinen Job ?

Spannend wurde es, als James Comey  aus dem Amt des FBI Direktors gefeuert wurde. Spätestens mit der öffentlichen Befragung von James Comey durch den US Kongress zur Russland Affaire (auf YouTube in voller Länge verfügbar) kann sich jeder von ihm ein Bild machen. Die ersten zehn Minuten der Befragung sind beeindruckend. Zunächst die einleitenden Worte Comeys, dann die Dankesworte einzelner Kongressmitglieder aus unterschiedlichen politischen Lagern, gefolgt von der langen Befragung. Ein äußerst sehenswertes Interview, auch mit ein paar emotionalen Momenten.

Seit dem Rauswurf im Mai letzen Jahres liefern sich der US amerikanische Präsident und James Comey immer wieder verbale Attacken, oft auf Twitter. Nun spricht Comey in seinem Buch „A Higher Loyality – Truth, Lies, and Leadership“ deutliche Worte. Auch in einem Interview mit dem National Public Radio zur Buchveröffentlichung. Im Buch beschreibt er unter anderem seine Vorgehensweise in der „Clinton-Email“ Untersuchung, schlägt Alarm bezüglich des US Präsidenten und verteidigt das FBI.

Einzelne Highlights aus dem Interview mit dem National Public Radio:

Zum FBI:

„We were not – and are not – on anybody’s side.“ so James Comey über das FBI. Was übersetzt soviel bedeutet wie: Das FBI war und ist neutral.

Zum ersten Treffen mit dem US Präsidenten:

James Comey beschreibt, wie er unter allen Umständen eine Umarmung vermeiden möchte. Wie die fünf Schritte, die er auf den Präsidenten zugeht, sich wie eine halbe Stunde anfühlen und dann etwas geschieht, was noch schlimmer ist als eine Umarmung. Der Präsident zieht James Comey zu sich heran und flüstert ihm etwas ins Ohr…. „Far worse than a hug“ so James Comey. („Viel schlimmer als eine Umarmung“).

Zum Dinner mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten:

James Comey erzählt Details aus seinem privaten Dinner mit dem US Präsidenten am 27. Januar 2017. Der US Präsident hat, laut James Comey, ihn um seine Loyalität gebeten. In der Befragung zur Russland Affaire, sagt James Comey hierzu, dass er dies weniger als Bitte, sondern eher als Befehl verstanden hat, da sie vom Präsidenten der Vereinigten Staaten ausgesprochen wurde. James Comey war fassungslos bezüglich dieser Bitte. Er, als Direktor einer Organisation der Exekutive (FBI), die absolut unabhängig bei ihren Untersuchungen sein muss, wird um persönliche Loyalität gebeten.

James Comey spricht über die Vorgehensweise des FBI in der „Clinton-Email“ Affaire sowie über die Aussage des US Präsidenten auf Twitter, er, James Comey, gehöre ins Gefängnis….

Eine spannende Gemengelage mit ernsten Themen, die die Welt bewegen.

 

In Teilen sind die obigen Gedanken dem Beitrag „James Comey to ‚Fresh Air‘: The FBI Isn’t On Anybody’s Side“ von Amy Salat, Seth Kelley, Bridget Bente, Molly Seavy-Nesper, Dana Farrington erschienen im National Public Radio am 17. April 2018, entnommen.

 

Reisetagebuch (Kirschblütenblätter auf dem Wasser, in einem kleinen Japanischen Brunnen, aufgenommen in Yufuin, Japan)

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3 Gedanken zu “Über Loyalität und Wahrheit – „A Higher Loyalty – Truth, Lies, and Leadership“ von James Comey

  1. Jetzt schon über Comey zu urteilen, halte ich für einigermassen schwierig, weil, wie sich jetzt in verschiedenen Interviews herausstellt, er durchaus anders handelte (und dies auch zugab), als er das im Fall eines unbekannten Bürgers getan hätte. Soll heissen, daß er Clinton gegenüber keine neutrale Position bezog, sondern sich fragte, wie die radikalsten Republikaner mit ihm umgehen würden. Dadurch aber beschwor er die Katastrophe (der Trump Wahl) selbst herauf.
    Er kommt mir vor wie das Dilemma des Orakels von Delphi, das sich offenbart und die Eingeweihten dazu verdammt, die Fehler zu machen, vor denen sie gewarnt wurden.
    Eins noch: Es wird berichtet (WaPo), daß er sich möglicherweise durch die Veröffentlichung seines Buchs als Zeuge unglaubwürdig gemacht hat – auch das ein trauriger Effekt, da er immerhin einiges erzählen könnte.
    Für mich eine tragische Figur – ein Zitat von Neil Young passt meines Erachtens gut zu ihm:
    He tried to do his best, but he could not…

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